Berlin: Um das Potenzial der Kreislaufwirtschaft zu heben, müssen Rücknahme-, Sortier- und Verwertungssysteme praxisnah entwickelt werden. Dafür braucht die Branche einen verlässlichen regulatorischen Rahmen, der Innovation ermöglicht, wirtschaftliche Realitäten berücksichtigt und ausreichenden Spielraum für notwendige Anpassungen lässt. Darum ging es beim zweiten Stakeholder-Dialog „Erweiterte Herstellerverantwortung für Textilien – Nationale Umsetzung und Umweltziele“, zu dem der Gesamtverband textil+mode gemeinsam mit GRS PRO Textil und der Stiftung GRS zur Deutschen Umwelthilfe (DUH) in Berlin eingeladen hatte.

Rund 100 Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie, Handel, Politik, Verwaltung, Wissenschaft, NGOs, PROs und der Entsorgungswirtschaft diskutierten die zentralen Anforderungen an ein praxistaugliches EPR-System für Textilien.
Aus Sicht der Textil- und Modeindustrie wurde erneut deutlich: Die Branche ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und textile Kreisläufe aufzubauen. Gleichzeitig ist die wirtschaftliche Lage hoch angespannt – viele Unternehmen stehen unter massivem Kosten- und Wettbewerbsdruck. Zusätzliche Bürokratie, ineffiziente Strukturen oder reine Kostenausweitungen müssen deshalb vermieden werden, um die Branche im europäischen und internationalen Wettbewerb nicht weiter zu schwächen

Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands textil+mode: „Unsere Unternehmen brauchen Entlastung, Planungssicherheit und klare Ziele – keine neuen, teuren und ineffektiven Systeme. Wenn wir in Deutschland und Europa wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen wir Bürokratie abbauen und EPR so gestalten, dass es wirtschaftlich machbar bleibt. Die Hersteller dürfen in einem solchen System nicht nur als Zahlstelle auftreten.“
Zwar verpflichtet die EU zur Einführung eines EPR-Systems für Textilien, hat jedoch bislang weder konkrete Umweltziele noch geeignete Zielindikatoren definiert. Aus Sicht der Branche führt dies zu erheblicher Unsicherheit und birgt das Risiko, dass nationale Regelungen ins Leere laufen oder lediglich zusätzliche Kosten erzeugen. Die deutsche Umsetzung muss daher aus Sicht des Gesamtverbandes textil+mode klar an den Bedarfen und am Know-how der Hersteller ausgerichtet werden.

„Es reicht nicht, Sammelquoten oder ineffiziente Strukturen aus anderen Abfallströmen zu übernehmen, die dort schon kaum ökologische Wirkung entfalten“, sagt Jonas Stracke, Kreislaufexperte beim Gesamtverband textil+mode. „Entscheidend ist, was nach der Sammlung passiert: Sortierung, Verwertung, Qualität der Stoffströme. Nur wenn diese Strukturen funktionieren, schafft EPR tatsächlich ökologische Wirkung – und nicht nur mehr Bürokratie.“
Der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie textil+mode wird den Prozess zur Umsetzung der EPR für Textilien – die bis spätestens April 2028 abgeschlossen sein muss – weiterhin aktiv begleiten und setzt dabei auf einen konstruktiven Dialog mit allen relevanten Akteuren. Die Dialogreihe wird deshalb im kommenden Jahr fortgeführt. Der Gesamtverband textil+mode lädt alle Beteiligten ein, sich engagiert in diesen Prozess einzubringen.
Alle Fotos: Copyright: Gregor Fischer
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